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Beitrag vom 12.05.2005
I Heart Huckabees
Danielle Daum
David O. Russells neuestes Werk, eine durchgedrehte, surreal angehauchte Komödie, ist mit Abstand das Skurrilste, Gewagteste und Durchgeknallteste, was in den vergangenen Jahren im Kino zu sehen war
Drei Mal innerhalb kürzester Zeit begegnet der Umweltaktivist Albert Markovski (Jason Schwartzman) einem Afrikaner. Und weil er nicht an Zufälle glaubt und wissen möchte, was es mit dieser schicksalhaften Begegnung auf sich hat, begibt er sich geradewegs in die Hände von SpezialistInnen, deren Adresse er in der Tasche einer kurzfristig ausgeliehenen Jacke findet. "Bernard und Vivian Jaffe, Existenzdetektive", steht auf dem Kärtchen. Eine Lektion ihrer "Alles ist irgendwie miteinander verbunden"-Theorie bekommt Albert sofort und akzeptiert, zur Lösung seines Problems auf Schritt und Tritt beobachtet zu werden. Die beiden vermuten, daß Alberts Probleme mit Brad Strand (Jude Law) zu tun haben. Als Manager der Kaufhauskette Huckabees ist er in Sachen Weltanschauung so etwas wie Alberts Gegenstück. Brads verachtende Einstellung zu globalkritischen Meinungen geht so weit, daß auch er die Existenzdetektive engagiert. Damit jedoch sticht er in ein Wespennest, denn diese öffnen ihm nun die Augen für persönliche Probleme, die er in seiner Arroganz bislang für nicht existent gehalten hatte. Um die allgemeine Verwirrung komplett zu machen, packt David O. Russell in die mit messerscharfen Dialogen und skurrilen Situationen vollgestopfte Komödie auch noch einen neurotischen Feuerwehrmann (Mark Wahlberg) und eine französische Nihilistin (Isabelle Huppert).
Diese Geschichte klingt völlig durchgedreht und abgefahren und genau das ist sie auch, von der ersten bis zur letzten Minute. Regisseur David O. Russell hat bereits mehrfach bewiesen, dass er seinen prägnanten, schrägen Stil mit Erfolg auf die Leinwand bringen kann, ohne künstlerisch Kompromisse zu machen. Sein Ruf ist inzwischen so gut, daß er für das Independent-Projekt eine Reihe namhafter SchauspielerInnen verpflichten konnte. Die größte Überraschung des Films ist Mark Wahlberg. Obwohl das Ex-Model und ehemalige Sänger in Filmen wie Paul Thomas Andersons Meisterwerk "Boogie Nights" zeigte, daß er Potenzial hat, war Wahlberg noch nie besser als in "I Heart Huckabees". Er ist in seiner Rolle als sinnsuchender Feuerwehrmann grandios komisch.
Es sind die Kämpfe verschiedenster Lebensprinzipien und -philosophien, die im Zentrum von I Heart Huckabees stehen, doch am Ende siegt das Chaos. Der Film ist eine Art "existentialistische Komödie". Diese Mischung aus Entertainment und philosophischem Anspruch mag für einen Hollywood-Film zunächst überraschen, tatsächlich ist sie jedoch nur die Zuspitzung einer aktuellen Tendenz in der amerikanischen Filmindustrie. Es sind Filmemacher wie Wes Anderson, Michel Gondry und Spike Jonze, vor allem aber Drehbuchautor Charlie Kaufman, die in ihren surreal-absurden Tragikomödien menschliches Dasein hinterfragen. Mit seinem neuen Film steuert nun auch David O. Russell, der zuvor mit "Flirting With Desaster" (1996) und "Three Kings" (1999) das Publikum begeisterte, seinen Beitrag dazu bei.
AVIVA-Tipp: Mit den hier gestellten Fragen Schritt zu halten ist eine wahre Herausforderung. Die diversen Welterklärungsansätze und Lebensprinzipien werfen eher Fragen auf, als daß sie Antworten geben. Hinter all den philosophischen Diskursen verliert man zunehmend die Orientierung in der eigentlichen Geschichte. Leider bleibt der Zuschauerin dadurch auch der emotionale Zugang zu der Welt der Figuren verwehrt, woran auch die hochkarätige Besetzung, darunter immerhin klangvolle Namen wie Dustin Hoffman, Isabelle Huppert, Lily Tomlin, Jude Law und Naomi Watts, kaum etwas zu ändern vermag. Etwas jedoch kann man David O. Russell mit Sicherheit nicht absprechen, und zwar den Mut zu einem ungewöhnlichen Filmstoff.
I Heart Huckabees
Regie: David O. Russell
DarstellerInnen: Jason Schwartzman, Jude Law, Dustin Hoffman, Lily Tomlin, Naomi Watts, Mark Wahlberg, Isabelle Huppert u.a.
USA 2004
Verleih: 20th Century Fox
Freigegeben ab 12 Jahren Länge: ca. 106 Minuten
www.ihearthuckabees-derfilm.de
Kinostart: 12.05.2005